Vor kurzem habe ich mich mit Nina Berger getroffen – Physiotherapeutin, Lauf- und Bewegungscoach und mittlerweile eine feste Größe, wenn es darum geht, Verletzungen im Amateurfußball in Schorndorf zu vermeiden. In diesem Interview erzähle ich dir, was ich gelernt habe: praktische Maßnahmen, häufige Fehler und wie Vereine und Spielerinnen und Spieler selbst viel tun können, damit Saisons weniger von Verletzungen geprägt sind.
Wer ist Nina Berger und warum ist sie wichtig für unseren Amateurfußball?
Nina arbeitet seit über zehn Jahren als Physiotherapeutin, ist aber nicht nur in der Praxis aktiv. Sie begleitet Jugendmannschaften, bietet Workshops für Trainer an und hat mit lokalen Vereinen Präventionsprogramme eingeführt. Was mich beeindruckt hat: Sie denkt ganzheitlich – von Lauftechnik über Krafttraining bis zu psychosozialen Faktoren wie Stressmanagement.
Welche Verletzungen sieht sie am häufigsten bei Amateurspielerinnen und -spielern?
Im Gespräch nennt Nina die klassischen Beschwerden:
- Muskelzerrungen (vor allem Oberschenkel)
- Achillessehnenprobleme
- Innenband- und Kreuzbandverletzungen im Knie
- Sprunggelenksverstauchungen
- Überlastungsbeschwerden durch unzureichende Regeneration
Sie betont, dass viele dieser Probleme eine Kombination aus Technikmängeln, fehlender Kraft oder Stabilität und ungünstigen Belastungsspitzen sind – zum Beispiel plötzlich zu viele Spiele in kurzer Zeit.
Wie beginnt sie die Präventionsarbeit mit einer Mannschaft?
Nina geht systematisch vor:
- Screening: Ein kurzer funktioneller Check (bewegliche Gelenke, Einbeinstand, Kniekontrolle) identifiziert Risikofaktoren.
- Aufklärung: Trainer und Spieler verstehen müssen, warum bestimmte Übungen wichtig sind – nur so werden sie regelmäßig gemacht.
- Einbindung in den Trainingsalltag: Prävention wird nicht als Extra gesehen, sondern als ein 15–20-minütiges Warm-up vor jeder Einheit. Nina nutzt gerne das bewährte Konzept des FIFA 11+ als Grundlage, ergänzt um lokale Bedürfnisse.
- Follow-up: Regelmäßige Messungen und Anpassungen, je nach Saisonverlauf.
Welche konkreten Übungen empfiehlt sie für Fußballerinnen und Fußballer?
Nina gibt praktische, leicht umsetzbare Beispiele, die sich vor jedem Training machen lassen:
- Einbeinige Kniebeuge mit kontrollierter Knieachse (10–12 Wiederholungen pro Seite) – für Knie- und Hüftstabilität.
- Seitliches Beinheben in Bauchlage (Clamshell) mit Fokus auf Gluteus medius – stärkt die Hüftstabilisatoren.
- Einbeinstand auf instabilem Untergrund (z. B. Airex-Matte) mit Augen zu – verbessert propriozeptive Fähigkeiten.
- Wadenkräftigung (einbeiniges Senken und Heben) – für Achillessehnen-Probleme relevant.
- Explosive, kurze Sprints mit Technikfokus und kontrollierten Stopps – reduziert unkontrollierte Belastungen.
Wichtig ist laut Nina die Progression: erst Technik, dann Intensität. Sie vermeidet übertriebenes Volumen und setzt auf Qualität der Wiederholungen.
Was können Trainer konkret tun?
Nina empfiehlt Trainerinnen und Trainern mehrere einfache Schritte:
- Implementiere ein kurzes Präventions-Warm-up (10–15 Minuten) vor jeder Trainingseinheit.
- Plane Belastungsspitzen (z. B. vor Turnieren) und reduziere sonst das Trainingsvolumen.
- Stärke die Kommunikation mit der Mannschaft: Frage aktiv nach Schmerzen, nicht nur nach Müdigkeit.
- Kooperiere mit lokalen Physiotherapeutinnen/Physiotherapeuten – für Screenings und kurze Schulungen.
Wie geht Nina mit Rückkehr nach Verletzungen um?
Der Return-to-Play-Prozess ist ein Kernthema:
- Keine Schnellschüsse: Nina arbeitet mit klaren Kriterien (Kraft, Bewegungsqualität, schmerzfreies Sport- spezifisches Training).
- Für Knieverletzungen misst sie den Kraftunterschied zwischen betroffenem und gesundem Bein; symmetrie ist wichtig.
- Sie integriert technische Drills, die Spielsituationen simulieren, bevor die Spielerin/der Spieler wieder im echten Spiel eingesetzt wird.
- Psychologische Aspekte: Angst vor erneuter Verletzung mindert Leistung. Nina empfiehlt graduelle Re-Integration und mentalen Aufbau.
Welche Rolle spielen Ausrüstung und Platzverhältnisse?
Nina macht klare Empfehlungen:
- Passende Schuhe: Wechsle nicht ständig unterschiedliche Stollentypen, achte auf passende Dämpfung und Stabilität. Marken wie Adidas oder Nike bieten gute Modelle – wichtiger ist aber die Passform.
- Platzpflege: Ungleichmäßiger Untergrund erhöht das Risiko für Umknicken. Vereine sollten regelmäßige Platzchecks durchführen.
- Wetteranpassung: Bei nassem Rasen öfter stumpfere Stollen nutzen, um gefährliche Drehbewegungen zu vermeiden.
Wie spricht Nina mit jungen Spielern und Eltern?
Bei Jugendmannschaften legt Nina großen Wert auf altersgerechte Ansprache:
- Erklären statt verbieten: Kinder verstehen besser, wenn man sagt, warum eine Übung sinnvoll ist.
- Spielerisch üben: Balance- und Koordinationsspiele sind für Kinder wertvoller als reine Kraftsets.
- Eltern einbinden: Aufklärung zur Belastungssteuerung und Regeneration hilft Übertraining zu vermeiden.
Welche Fehler beobachtet sie häufig in Amateurvereinen?
Die Liste ist lang, aber einige Fehler treten besonders häufig auf:
- Unzureichendes Warm-up oder gar kein strukturiertes Aufwärmen.
- Trainingsplanung ohne Rücksicht auf Spielbelastungen (zu viele Spiele, zu wenig Regeneration).
- Fehlende Kommunikation über Schmerzen – viele schieben Beschwerden weg.
- Einseitiges Training: zu viel Technik ohne Kraft- und Stabilitätsarbeit.
Gibt es ein einfach umsetzbares Präventionsprogramm für Vereine?
Ja. Nina hat mir ein kompaktes Wochenmuster genannt, das sich leicht implementieren lässt:
| Tag | Fokus | Dauer |
|---|---|---|
| Training 1 | Funktionelles Warm-up + Technik | 15–20 min |
| Training 2 | Kraft & Stabilität (Ganzkörper) | 20–30 min |
| Training 3 | Schnelligkeit & Richtungswechsel | 15–20 min |
Das Ziel ist Kontinuität: lieber kurze, regelmäßige Einheiten als sporadische Großaktionen.
Wie können wir als Community Nina unterstützen und mitmachen?
Wenn du in einem Verein aktiv bist oder einfach als Freizeitsportler/in trainierst, kannst du sofort etwas tun:
- Sprich mit deinem Trainer über ein kurzes Präventions-Warm-up.
- Organisiere einen Abend mit einer Physiotherapeutin/einem Physiotherapeuten für Einführungen.
- Teile deine Beschwerden offen im Team – oft ist frühzeitiges Handeln entscheidend.
- Unterstütze Platzpflege und Ausrüstungschecks in deinem Verein.
Ich habe nach unserem Gespräch direkt mit Nina verabredet, in den nächsten Wochen einen Workshop in Schorndorf anzubieten – halte die Augen offen für Termine auf Schorndorf-bewegt.de. Wenn du möchtest, organisiere ich gern eine Session für deinen Verein.