Als ich Tomas Müller zum ersten Mal auf einem der Jugendtrainings der Volleyballabteilung traf, war mir sofort klar: Hier passiert etwas Besonderes. Nicht nur sportlich, sondern menschlich. Tomas hat in Schorndorf eine inklusive Jugendmannschaft aufgebaut, die nicht nur Volleyball spielt, sondern Gemeinschaft lebt. In diesem Porträt möchte ich dir erzählen, wie er das geschafft hat, welche Ideen und Methoden dahinterstecken und wie sich das Team im Alltag entwickelt hat.

Wie alles begann

Tomas ist kein Unbekannter in der regionalen Volleyballszene: Er hat jahrelang als Spieler und Trainer gearbeitet, zuletzt in verschiedenen Vereinen in der Umgebung. Vor etwa drei Jahren kehrte er nach Schorndorf zurück und brachte eine klare Vision mit: Sport muss für alle zugänglich sein – unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen, Herkunft oder Fitnesslevel. Diese Vision setzte er in die Tat um, als er das Jugendtraining öffnete und gezielt inklusive Angebote entwickelte.

Ich erinnere mich an unsere erste Unterhaltung: Tomas sprach nicht in Fachbegriffen, sondern mit einfacher Leidenschaft. „Es geht nicht darum, alle gleich zu machen“, sagte er, „sondern darum, gleiche Chancen zu schaffen.“ Diese Haltung prägt bis heute die Trainingsphilosophie.

Was bedeutet „inklusive Mannschaft“ konkret?

Viele fragen mich: Was genau unterscheidet eine inklusive Mannschaft von einer „normalen“ Jugendmannschaft? Tomas erklärt das so:

  • Offene Strukturen: Die Mannschaft ist offen für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung. Niemand wird ausgeschlossen, und es gibt keine vorgeschalteten Selektionskriterien.
  • Individuelle Anpassungen: Trainingsübungen werden so skaliert, dass sie verschiedenen Fähigkeiten gerecht werden – sei es durch veränderte Regeln, angepasste Bälle oder unterschiedliche Spielfeldgrößen.
  • Peer-Unterstützung: Ältere oder erfahrenere Spielerinnen und Spieler übernehmen Patenschaften für Neueinsteiger, unterstützen bei Aufgaben und fördern soziale Teilhabe.
  • Kooperation mit Fachkräften: Bei Bedarf arbeitet Tomas mit Physiotherapeuten, Sonderpädagogen oder Psychologen zusammen, um individuelle Förderpläne zu erstellen.

Training – praktisch, kreativ, inklusiv

Ein Blick ins Training zeigt: Tomas setzt auf Vielfalt an Übungen und viele spielerische Elemente. Typische Einheiten beginnen mit einer lockeren Erwärmung – oft zu Musik, um ein gemeinsames Gefühl zu schaffen. Danach folgen Stationen mit klaren, einfachen Aufgaben, die in Gruppen durchlaufen werden:

  • Ballgefühl-Station: Bälle mit unterschiedlichem Gewicht und Größe (z. B. Softbälle, Volleybälle, Gymnastikbälle) für unterschiedliche Anforderungen.
  • Koordinationsparcours: Balancekissen, kleine Hürden und Reaktionslichter, die die Wahrnehmung fördern.
  • Teamspiele: Mini-Matches mit vereinfachten Regeln (z. B. zwei Aufschläge pro Ballwechsel oder feste Zonen für bestimmte Spieler), damit alle Erfolgserlebnisse haben.
  • Abschluss: Dehnen und ein kurzes Feedback-Ritual, bei dem jede*r ein positives Erlebnis teilt.

Tomas setzt auch auf Equipment, das inklusive Möglichkeiten schafft: weichere Bälle für Einsteiger, farbige Markierungen auf dem Feld, akustische Hilfsmittel für sehbehinderte Spielerinnen und Spieler. Manchmal nutzt er auch Tablets, um Bewegungsabläufe visuell zu erklären – ein praktischer Tipp, den er von seiner Zeit in der Trainingslehre mitgebracht hat.

Regeln, Rituale und Respekt

Was bei Tomas besonders hervorsticht, sind die klaren Regeln, die er gemeinsam mit der Mannschaft erarbeitet hat. Diese Regeln sind einfach, positiv formuliert und für alle nachvollziehbar. Beispiele:

  • „Wir helfen einander.“
  • „Jeder hat das Recht, Fehler zu machen.“
  • „Wir feuern uns gegenseitig an.“

Feedback ist bei Tomas konstruktiv und handlungsorientiert. Anstatt Fehler zu kritisieren, fragt er: „Wie können wir das beim nächsten Mal einfacher machen?“ Diese Haltung fördert eine Lernkultur, die Druck reduziert und Mut macht.

Erfolge und Herausforderungen

Die Erfolge sind für alle sichtbar: Mehr Teilnehmende, steigende Motivation, und vor allem: starke soziale Bindungen. Jugendliche, die vorher isoliert wirkten, sind im Team aufgeblüht. Eltern berichten mir, dass ihre Kinder Selbstvertrauen gewonnen haben und sich im Alltag sicherer fühlen.

Gleichzeitig gibt Tomas offen zu, dass es Herausforderungen gibt. Organisationsaufwand und Finanzierung sind immer wieder Punkte, die Energie kosten. Manchmal sind zusätzliche Betreuer*innen nötig, und nicht jede Halle ist barrierefrei. Tomas arbeitet eng mit dem Verein, der Stadt Schorndorf und lokalen Unterstützer*innen zusammen, um Lösungen zu finden. Zuschüsse, Sponsorings und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer spielen eine wichtige Rolle.

Ein Blick auf konkrete Projekte

Ein Projekt, das mich besonders beeindruckt hat, ist die „Volleyball-Tandemwoche“, die Tomas letztes Jahr organisiert hat. Dort wurden Jugendliche mit unterschiedlichen Hintergründen in Tandems zusammengebracht: je ein erfahrener Spieler und ein Neuling mit besonderem Förderbedarf. Die Woche endete mit einem internen Turnier und einem gemeinsamen Grillabend – ein Format, das sportliches Lernen mit sozialer Integration verknüpft.

Ein anderes Beispiel: Kooperationen mit Schulen. Tomas bietet Schnupperstunden an, oft in Zusammenarbeit mit Lehrkräften und Schulsozialarbeit. Diese kurzen Einheiten schaffen niederschwellige Zugänge und fördern das Interesse an regelmäßiger Vereinsmitgliedschaft.

Was andere vom Projekt sagen

Ich habe mit Eltern gesprochen, die mir von kleinen, großen Veränderungen berichteten: ihre Tochter traue sich jetzt, in der Schule die Hand zu heben; ein Junge habe nach dem Teamtraining neue Freunde gefunden. Auch Vereinsverantwortliche loben Tomas’ Konzept: Es bringe nicht nur sportliche, sondern auch gesellschaftliche Mehrwerte.

Tomas selbst bleibt dabei bescheiden: „Der größte Erfolg ist, wenn ein Kind lächelt und sagt: ‚Ich geh’ wieder hin.‘“ Diese Aussage trifft den Kern: Es geht um Teilhabe und dauerhafte Freude an Bewegung.

Wie du mitmachen oder unterstützen kannst

Wenn du dich fragst, wie du das Projekt unterstützen kannst: Es gibt viele Wege. Ich liste hier ein paar Möglichkeiten, die Tomas und der Verein aktiv nutzen:

  • Als Trainer*in oder Helfer*in einsteigen – auch kurze Zeitfenster helfen enorm.
  • Materialspenden: weiche Bälle, Markierungsringe, oder einfache Trikots sind willkommen.
  • Finanzielle Unterstützung durch Sponsoring oder Spenden, z. B. für Hallenzeiten oder Fachkräfte.
  • Kooperationen: Schulen, lokale Firmen oder Vereine können als Partner auftreten.
  • Einfach vorbeikommen und zuschauen – und anschließend die Mädchen und Jungs anfeuern.

Einladung zum Mitmachen

Wenn du neugierig geworden bist: Schau doch mal beim Training vorbei oder schreibe eine Nachricht an die Volleyballabteilung. Auf Schorndorf-bewegt.de findest du die aktuellen Trainingszeiten und Kontaktinfos. Tomas und das Team freuen sich immer über Unterstützung – sei es als Sportpatin, Sponsor oder als Zuschauerin.

Für mich steht fest: Projekte wie dieses zeigen, wie Sport die Gesellschaft verbinden kann. Tomas’ Arbeit ist ein Beispiel dafür, wie viel Bewegung in einer Stadt möglich ist, wenn Menschen gemeinsam an einer inklusiven Vision arbeiten. Und ich freue mich darauf, das Team weiter zu begleiten und hier auf Schorndorf bewegt regelmäßig über Neuigkeiten zu berichten.